Namen mit Geschmack

Wir wundern uns über so manchen Pflanzennamen. Auch hier, unter den vielzähligen Exemplaren sind zum Teil recht seltsame Bezeichnungen zu finden, die unsere Vorfahren  als Namensgeber erfunden haben. Annas Zeiten waren die der Sprachreformen auch, die Martin Luther gerade eingeläutet hatte und sie verschaffte auch dem Volksmund  volle Geltung. Tausendschönchen und Fingerhut, Rittersporn und Storchschnabel, Waldhenlein und Hahnenfuß, aber dann auch grüßen der Gute Heinrich und die Schwarze Susanna, sie alle sympathische Anklänge an Partner im Haus oder in der Natur. Und das sind sie ja alle auch – unsere Partner des guten Geschmacks, des Essens, des Genießens. Ohne Kräuter, ohne Gewürze, wäre doch alles eintönig und fad, Langeweile am Esstisch. Und das seit uralten Zeiten. Liebstöckel war in kurfürstlichen Suppen unentbehrlich wie heute bei uns zu Hause. Dann aber auch die „Geheimnisträger“, die erst auf der Zunge, nicht mit ihrem Namen verraten, was sie sind: Ysop oder Alant, Portulak und auch Koriander gehören in diese Kategorie. Das ist alles geblieben wie es war, und so können wir uns hier im Annagarten durchaus denken, das wir in einem heutigen Kräuter uns Gemüsegarten sind. Es muss ja auch eine nach heutigen Begriffen gesund anmutende Ernährung gewesen sein, die über die kurfüstlichen Tische ging. Zumindest, wenn man das Vitaminangebot in Betracht zieht, und allerdings war Annas Küche eine „grüne Küche“. Mangold und Spinat, Salate vom  Beet weg auf den Tisch waren geschätzt – bei Anna wie bei August, ausdrücklich auch von ihm. Er bezog ganze Sortimente von Samen für Salate verschiedenster Art. Und einen Gedanken der Erinnerung brauchen wir hier, an den  Kräuterbeeten, noch für Hieronymus Lotter, den Baumeister der Augustusburg. Majoran war damals sein Beitrag für den kurfürstlichen Garten. Er als Leipziger Bürgermeister wusste, wo Gutes aufzutreiben war und er hielt Nase, Augen und Geldbeutel offen, als er ihn entdeckte.  Wie könnte man sich überhaupt einen Garten vorstellen, in dem es den Majoran nicht gibt?

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