Wenn hier im Garten die Lesepulte in ihren bildlichen Gravuren einen Apfel symbolisieren, dann handelt es sich vorwiegend um die Vorliebe des Kurfürsten August. Er war ein ziemlich versierter Obstgärtner, der mit Sorten experimentierte, unzählige Obstbäume selbst aufzog, veredelte und schnitt. Obstanbau war für den Kurfürsten eine „Staatsangelegenheit“, und zwar eine ganz besondere, aber auch seine Frau Anna legte höchsten Wert auf gute Obsternten. August ließ Baumschulen anlegen, die zu tausenden und abertausenden junge Obst- und Beerengehölze lieferten. Es war ein erklärtes Ziel des Herrscherpaares, die Versorgung mit Obst zu verbessern, dies vor allem unter dem Aspekt des großen Bedarfs der Bergleute in den ständig sich erweiternden Bergwerks-Revieren des Kurfürstentums.

Er sah durchaus ökonomisch auf Sortenwahl, um Erträge so groß wie möglich zu erzielen. So geriet die graue französische Renette, die wir hier im Annagarten antreffen, zu einer Favoritin, der Baum trug gut. Aber ihm stand – gleich daneben zu finden – der bewährte alte Borsdorfer damals schon kaum nach. Und überhaupt sah August auf gute Sorten, die vielversprechend waren und für die er Reiser zum Teil von weither kommen ließ. 1500 Bäumchen kamen aus Nürnberg, Tausend Reiser besorgte er sich von seinem Schwiegersohn, dem Pfalzgrafen Casimir. Bei der Veredelung legte er gern selbst Hand mit an, im Grünen Gewölbe Dresden der Staatlichen Kunstsammlungen sind noch heute seine Werkzeuge zu bewundern, zum Teil sind die Griffe kostbar verziert oder die Mechanik ist mit besonderen Gravuren versehen. Man ahnt beste Stähle für die Schneiden, besondere Hölzer für die Gestänge: Werkzeugstiele für einen guten Stil des Obstbaus. Damit nichts von seinen Kenntnissen verloren gehe, verfasste August ein „Künstlich Obst- und Gartenbüchlein“, das noch hunderte Jahre nach Augusts Tod in Gebrauch war.

In seinem Herrschaftsbereich ließ August auch die Kerne von Obstfrüchten sammeln und tauschte sie gegen  Getreidekörner – ein Scheffel Obst- gegen ein Scheffel Getreidekorn. Persönlich hatte August seine Vorlieben, ganz besonders für große dunkle Kirschen. Anna wiederum hatte es die Quitte besonders angetan, die damals zu ihrer Zeit in Mitteleuropa erst anfing heimisch zu werden. Wahrscheinlich wuchsen die ersten Quitten nördlich der Alpen in Sachsen, einige von ihnen jedenfalls im Schlossgarten Augustusburg. Hier finden wir auch heute drei ihrer schönsten Exemplare. Mit Quittenbäumchen aus der Heimat der schönen Frucht beschenkte Kaiser Maximilian die Kurfürstin, er hatte sie vom türkischen Sultan aus Konstantinopel und teilte seine neue Gartenerrungenschaft mit Anna. Bald hatte sie mit ihren Quittengelees ein favorisiertes Geschenk, ebenso kamen Variationen auf der Basis von Quittensaft als Heilmittel zum Einsatz.

Weitere Informationen zur Geschichte des Obstbaus in Sachsen.

 

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